Pfadfinden ist...

... Abenteuer

Höhlen erkunden, sich von Felsen abseilen, mit dem Kanu drei Wochen durch Schweden, in Kanada Bäume fällen -- fast jeder Pfadfinder kann eine Geschichte erzählen, die ihn an seine Grenzen brachte. Das wahre Abenteuer findet jedoch dort statt, wo ausgetretene Wege verlassen werden, Neues gewagt wird. Wo jeder einzelne gefordert wird, Grenzen überschritten und sich selbst neu entdeckt wird. Selbstbewusste junge Menschen im Frieden zu erziehen heißt unser Erziehungsauftrag, da wir glauben, dass starke Jugendliche verantwortungsbewusste Erwachsene werden.

... Gemeinschaft

Sich treffen, singen, Zelte aufbauen, Knoten lernen, Gurkenmasken auftragen, Fußball spielen - die Aktivitäten in den wöchentlichen Gruppenstunden sind ungezählt und der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Hier spielen, reden und diskutieren fünf bis sieben Kinder und Jugendliche, die von ein oder zwei Leiter/-innen betreut und unterstützt werden. In der Kleingruppe ("Sippe") gibt es Vertrauen, Gemeinschaft und Nähe; hier lernt man, mit Konflikten umzugehen und seine eigene Meinung zu vertreten. Gemeinschaft mit anderen schafft Nähe - in der Gruppe oder auf dem internationalen Lager. Diese Zusammengehörigkeit drücken wir u.a. auch durch unsere graue Kluft "die Uniform" aus. Viele Freundschaften entstehen bei den Pfadfindern und halten oft ein Leben lang, denn Pfadfinder sein ist kein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung: "once a scout, always a scout"!

... Glaube

Als christliche Pfadfinderinnen und Pfadfinder orientieren wir uns an Werten und Traditionen wie Hilfsbereitschaft und dem Achten anderer Menschen. Weihnachtsfahrten, Weihnachtslager oder Osternächte zählen zu den christlichen Elementen in unserer Arbeit. Wir wollen uns kritisch mit heutigem Glauben auseinandersetzen und jede/n einzelne/n eine Position finden lassen. Bei der Gestaltung von Lagergottesdiensten und Andachten erproben wir neue Wege der Glaubensvermittlung und setzen uns mit christlichen Traditionen auseinander. Der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder ist evangelisch, die Mitgliedschaft steht jedoch Menschen aller Konfessionen und Konfessionslosen offen.

... Gruppenarbeit

Pfadfinderarbeit ist Erlebnispädagogik. Der Engländer Lord Baden Powell, der Gründer der Pfadfinderbewegung, stellte bereits Anfang des letzten Jahrhunderts "Learning by Doing", das Lernen durch Tun und das gemeinsame Erlebnis in der Gruppe in den Mittelpunkt der Pfadfinderarbeit. Beide Komponenten sind heute wichtige Elemente der Pädagogik, wenn es um Wissensvermittlung und Soziales Lernen geht. Die Pfadfinderische Methode, wie sie bei uns genannt wird, ist somit ein hochaktueller pädagogischer Ansatz. Egal, ob es um handwerkliche Fertigkeiten, den Umgang mit der Natur, musische Bildung oder um Inhalte des Christlichen Glaubens geht, der Pfadfinder lernt, indem er Dinge einfach macht: Die Natur wird erfahren, indem man in und mit ihr auf dem Zeltlager lebt, ein Gottesdienst wird nicht nur besucht, sondern selbst gestaltet.

Je intensiver das Lernen erlebt wird, um so mehr bleibt beim einzelnen vom Gelernten haften. Das gilt nicht zuletzt für das Soziale Lernen. Hier kommt dem Leben in der freien Natur, Fahrt und Lager eine besondere Bedeutung zu. In der ungewohnten Umgebung, in der kleinen überschaubaren Gruppe von Gleichaltrigen ist das Engagement jedes einzelnen, aber auch die Teamarbeit mit den anderen Gruppenmitgliedern zwingend notwendig, sollen die gemeinsam gesteckten Ziele erreicht werden. Die gelebte Naturverbundenheit von uns Pfadfindern, oft als hinterwäldlerisch oder romantisierend abgetan, ist also beileibe nicht als Selbstzweck zu verstehen, sondern hat eine hochaktuelle pädagogische Bedeutung.

... Natur

Neues erleben, neue Wege wagen, Grenzen überschreiten -- wer sich hinaus in die Natur wagt, entdeckt immer wieder neue Seiten an sich selbst. Für uns bedeutet dies, in Camps ("Lagern") und Ausflügen ("Fahrten") die Nähe zur Natur zu suchen und uns auf sie einzulassen. Wer schon einmal im taunassen Gras einen Sonnenaufgang bewundert oder selbst Holz gehackt und Feuer geschürt hat, kann nachempfinden, dass diese Erlebnisse, abseits von Alltag und Zivilisation, besondere sind, die noch lange anhalten. Das Leben in der Natur bedeutet auch, deren Wert zu erkennen und schützen zu wollen.

... international

Vier Wochen lang ein Dorf in den Pyrenäen aufbauen, im Sommerlager Holländer, Italiener oder Polen kennenlernen, mit der italienischen Partnergruppe Rom erkunden, ein friedliches Miteinander von Palästinensern/-innen und Israeliten erleben -- internationales Leben im VCP Bayern hat hundert Gesichter. Der bayerische Pfadfinderzeltplatz Bucher Berg bietet während der Sommermonate die Gelegenheit direkt vor der Haustüre internationale Kontakte zu knüpfen. Jährlich besuchen Gäste aus den unterschiedlichsten Ländern Europas den Platz und werden von internationalem Staff betreut. Die dort geschlossenen Freundschaften lassen sich mit Hilfe internationaler Programme wie  "Europe for You" oder "Eurosteps" vertiefen. Hier erhalten Jugendliche bis 26 Jahre die Möglichkeit, für einen Monat im europäischen Ausland zu arbeiten -- beim Aufbau eines Dorfes in den Pyrenäen, Waldbrandüberwachung in Südfrankreich oder als Bergführer in der Schweiz ist es leicht, neue Freunde zu finden und eine fremde Kultur kennenzulernen. Auch das Programm "Talitha Kumi" versucht, durch die Unterstützung einer Pfadfinderinnen- und Pfadfindergruppe in Palästina einen friedlichen Dialog zwischen Jugendlichen aus Israel und Palästina möglich zu machen.  Baden-Powells Abschiedsworte sind noch immer gelebte Verpflichtung für uns: "Leave this world a little better than you found it".